Bundeswirtschaftsminister Michael Glos wirft das Handtuch

Die Frage, warum die bundesdeutsche Bevölkerung so politikmüde geworden ist, hat heute eine weitere Begründung erhalten: Deutschland befindet sich in einer der schlimmsten Wirtschaftskriese seit über 60 Jahren, ein bisher eher blasser Bundeswirtschaftsminister erkennt auf einmal, dass er ja altersbedingt besser aufhören sollte, der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer diktiert der Kanzlerin, wer der Nachfolger werden soll, die Bundeskanzlerin nickt einfach ab und der 37-jährige CSU-Generalsekretär Karl-Theodor zu Guttenberg soll Nachfolger von Bundeswirtschaftsminister Michael Glos werden.

Guttenberg ist studierter Soziologe, Rechts- und Politikwissenschaftler, und war insbesondere aussenpolitisch im Budenstag tätig. Wie kommt man nun dazu, ihn zum neuen Wirtschaftsminister benennen zu wollen? Für ihn sprach scheinbar insbesondere, dass er Franke ist und damit der Regionalproporz innerhalb der CSU erhalten bleibt. Sicherlich müsste man ihm nun erstmal genug Zeit geben, in seine neue Aufgabe reinzuwachsen. Aber hat Deutschland in dieser Situation dafür wirklich die Zeit? Ich bezweifle das!

Wenn wir in Deutschland endlich wieder erleben wollen, dass die Bürgerinnen und Bürger Vertrauen in unsere Politiker gewinnen, dann müssen Kandidaten für so wichtige Positionen wie dem Bundeswirtschaftsminister sich durch Sachkompetenz und Erfahrung auszeichnen. Ersteres kann und werden ich Herrn von Guttenberg nicht absprechen, letzteres kann ich definitiv nicht erkennen. Hier wiegte parteipolitisches Postengeschachere schwerer und unsere Bundeskanzlerei zeigte einmal mehr auf, dass ihr wichtige Führungsqualitäten fehlen. Mir fällt da nur noch ein Zitat von Heinrich Heine ein:

Denk ich an Deutschland in der Nacht, dann bin ich um den Schlaf gebracht…

Bloggen als Investition?

Die ebay-Versteigerung vom Basic Thinking Blog dominiert natürlich weiterhin die Blogosphäre und die Flut der Artikel, die sich mit diesem Thema beschäftigen, lässt sich sicherlich kaum noch eindämmen. Beim Surfen im Web habe ich soeben einen sehr interessanter Artikel im Blog von Jörg Friedrich gefunden, der die Auktion zum Anlass nimmt, sich Gedanken über Die Ökonomie der Blogosphäre zu machen: was ist ein Blog eigentlich wert und lohnt sich bloggen aus kommerzieller Sicht?

Ich kann dem Artikel in weiten Teilen 100%ig zustimmen, insbesondere den beiden nachfolgenden Aussagen:

So gesehen ist kein deutsches Blog überhaupt einen Cent wert.

Dass gutes Bloggen sich nicht lohnt, liegt an der deutschen Krankheit des Internet: den Werbeblockern.

Auch wenn dies sicherlich nicht nur auf Blogs, sondern auch eine hohe Mehrheit aller Websites zutrifft, ist das Bloggen aus meiner Sicht im wesentlichen durch zwei Dinge geprägt: Idealismus und der Hang zur Selbstdarstellung; beides lässt sich nur selten mit monetären Werten in Einklang bringen. Sicherlich gibt es auch Blogs, die nur aus wirtschaftlichen Gründen ins Leben gerufen werden, sei es z.B. um Backlinks und damit einen hohen Pagerank zu generieren, der sich ggf. vermarkten lässt. Und sicherlich nimmt die Anzahl dieser Blogs rein gefühlsmässig zu, aber ich glaube, dass dies auch weiterhin eine Minderheit in der Blogosphäre darstellen wird.

Und in der Regel sind die Werbeeinnahmen eines Blogs – oder einer entsprechenden Website – im Verhältnis zur eingesetzen Arbeitsleistung unbefriedigend. 1998 habe ich meine erste Website ins Netz gestellt und konnte über alle meine privaten Webprojekte in 2008 rund 1,7 Mio. Besucher mit 4,8 Mio. Pageviews begrüssen. Einnahmen wie die eines Robert Basic kann ich bei weitem nicht verbuchen. Aber das war auch nie Ziel, solange die Einnahmen die Serverkosten etc. übersteigen, ist für mich die „Welt in Ordnung“ …

Es gibt aber eine Aussage bei Jörg Friedrich, der ich vehement widersprechen muss:

Mit der heute begonnenen Versteigerung von Basic Thinking bekommt das Bloggen in Deutschland eine neue, ökonomische Dimension. Das Blog wird zum Investitionsobjekt.

Nein, das sehe ich nicht so. Ich glaube nicht, das man das Modell Robert Basic in die Breite tragen kann. Das Ausmaß seiner Selbstdarstellung ist schon einzigartig ohne seine Leistung damit negieren zu wollen. Man muss seine Artikel nicht mögen, aber man kann trotzdem konstatieren, dass er es geschafft hat, von einer breiten Maße an Surfern gelesen zu werden. Und die Vermarktung eines Kultobjektes ist etwas ganz anderes als die Vermarktung eines Wirtschaftsgutes. Und dementsprechend gehe ich davon aus, dass die Versteigerung vom Basic Thinking Blog eine Ausnahme bleiben wird. Nicht einmalig, aber selten und noch seltener in der Größenordnung, die sich aktuell abzeichnet.

Im übrigen gehe ich auch davon aus, dass bereits der jetzt erreichte Auktionsstand von über 20.000 Euro zu hoch ist! Mindestens die Hälfte der jährlichen Werbeeinnahmen des Blogs sind meines Erachtens fest mit der Person von Robert Basic verbunden. Geht er, gehen auch diese Einnahmen verloren. Nicht sofort, aber auch nicht unbedingt langsam. Der neue Inhaber des Blogs wird sicherlich zunächst eine hohe Traffic verzeichnen können, weil die halbe Blog-Welt wissen will, was nun weiter geschieht. Die darsus resultierende Erwartungshaltung zu erfüllen, wird schwer, eventuell sogar nicht erfüllbar.